Kötzschen ist ein schönes Dorf – jupp heidi heida
muß ja auch eine Schule sein – jupp heidi heida
Die Schule ist aus Lehm gebaut,
da wackeln die Wände, wenn der Lehrer haut.
Dieses und noch andere frechere Verse sangen wir als Schulkinder vor 60 Jahren, wenn wir vom Rüben verziehen oder vom Kartoffeln lesen kamen und vom Bauer mit dem Pferdewagen wieder ins Dorf gefahren wurden.
Die achtklassige Kötzschner Schule war nicht ganz so baufällig wie im Lied besungen, sie war sogar aus Ziegelsteinen gebaut.
Das älteste Schulgebäude aus dem 17. oder 18. Jahrhundert befand sich auf der Ostseite der Kötzschner Kirche. Ein großer Klassenraum für alle Schüler, eine Lehrerwohnung mit Stallung und Scheune sowie der kleine Schulhof befanden sich in diesem Komplex. Um 1970 wurde alles abgerissen. Heute befinden sich hier eine kleine Grünanlage, eine besprayte Trafostation sowie die Glas – und Kleidercontainer des Ortsteiles.
Bereits nach 1870 war diese Einklassenschule nicht mehr ausreichend für die immer größer werdende Schülerschar im Dorf. Es entstand in zwei Bauabschnitten bis zum Jahr 1928 das Schulgebäude an der Naumburger Straße. Heute ist das Gebäude ordentlich saniert und gehört einer im Ort ansässigen Baufirma.
Bereits 1932 wurden die nächsten Schulräume konzipiert. In der damaligen Dorfstraße wurde auf den Grundstücksflächen von 2 Bauernhöfen eine neue Schule mit 2 Klassen gebaut. Nicht einmal 10 Jahre konnte sie genutzt werden. Bei einem großen Bombenangriff der Engländer und Amerikaner am 6. Dezember 1944 wurde das Gebäude wie viele andere Häuser im Dorf zerstört.
Heute ist auf dem Grundstück ein Spielplatz sowie der Fußballplatz des FC Lindner.
Als nach Kriegsende am 1.Oktober 1945 der Schulunterricht wieder begann, war allerdings der erforderliche Unterrichtsraum völlig unzureichend. Die Gemeinde Kötzschen forderte mehrfach in Schriftstücken an das Schulamt den Wiederaufbau der 1944 durch Bomben zerstörten Volksschule für den Gesamtschulverband Kötzschen – Zscherben. Im Jahr 1950 gab es für 334 Schulkinder und 8 Lehrer nur 3 ordentliche Klassenräume sowie einen Behelfsklassenraum. Einen Neubau konnte die Gemeinde nicht mehr durchsetzen und finanzieren. Mit der Eingemeindung in die Stadt Merseburg blieb die geforderte Schule wie so vieles in Kötzschen auf der Strecke. Erst durch die Umsiedlung mehrerer Dörfer aus dem Geiseltal ergab sich die Notwendigkeit, bis 1955 in Merseburg Süd I eine neue Oberschule, die spätere Erich-Weinert-Oberschule, zu errichten.
Bereits 5 Jahre später, im Jahre 1960, wurde eine weitere Schule, die spätere Viktor-Koenen- Oberschule in der Straße des Friedens übergeben. Beide Schulen gibt es noch heute, allerdings ohne die oben aufgeführten Beinamen aus DDR-Zeiten.
In der Kötzschner Schule an der Naumburger Straße wurden von 1955 bis 1966 nur noch die Schüler der Klassenstufe 1 bis 4 unterrichtet. Seitdem gehen alle Schüler in die Grundschule Merseburg Süd.
Die andere Schule in Merseburg Süd ist jetzt eine Sonderschule.
Damit ging 1966 endgültig eine 500 Jahre bestehende Schulbildung für die Kötzschner Kinder unmittelbar im Ort zu Ende.
Weitere detaillierte Ausführungen über die Schule in Kötzschen sind im „Kötzschner Heimatboten“ in den Nr.11, 15,17,18, und 19 enthalten.