Archäologische Funde in Kötzschen und Umgebung

Die Besiedlung der Kötzschner Flur erfolgte natürlich wesentlich früher als die Urkunde im Merseburger Stiftsarchiv besagt. Die ältesten Fundstücke aus Gräbern der damals lebenden Menschen stammen aus der schnurkeramischen Zeit und Jungbronzezeit bis etwa 2000 Jahre vor Chr. Die Jäger und Sammler waren sesshafte Ackerbauern geworden. Sie konnten Tonerde zu Gefäßen verarbeiten, Stoffe weben, Wolle verarbeiten und haltbare Werkzeuge aus Holz, Stein und später sogar aus Kupfer und Bronze herstellen.

Der Kreisbodendenkmalpfleger Walter Saal hat 1991 einen zusammenfassenden Artikel  über „Ein jungbronzezeitlicher Friedhof von Kötzschen,  Ortsteil von Merseburg“  herausgegeben .

Die ältesten bekannt gewordenen Funde wurden in den Jahren 1880 und 1889 gemacht . Beim Bau der Eisenbahnlinie von Merseburg nach Mücheln (Eröffnung 1886) wurden umfangreiche Funde  auf dem Grundstück der Gastwirtschaft Zätzsch (jetzt „Zur Schiene“ ), den so genannten Alkenhügeln (auch Karnickelhügel) gemacht. Von den damals zahlreich geborgenen Grabbeigaben aus 16 Grabanlagen der schnurkeramischen Zeit und der frühen Bronzezeit sind nur noch ein Lappenbeil und 2 Knopfsicheln nachweisbar. Die anderen Fundstücke sind in den Kriegs- und Nachkriegsjahren verschollen.

In den Jahren 1909 und 1912 wurden bereits neue Funde aus Gräbern der Bronzezeit gemacht. Im Bereich der damals genutzten Gemeindekiesgrube wurden mehrere Steinkistengräber entdeckt. Die Fundstellen erstrecken sich von der früheren Windmühle bis zum Bereich des jetzigen Friedhofs Kötzschen. Die damals geborgenen Fundstücke kann man in Merseburg im Museum anschauen (siehe Abb.). In einer weiteren Grabanlage wurden kleine Tassen und Teller gefunden. Es ist anzunehmen, dass dieses frühe Kinderspielzeug in einem Kindergrab lag. In den Jahren 1929, 1933 und 1934 wurden noch weitere Funde in diesem Gelände gemacht.

Seit 1952 war Herr Saal ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger in Merseburg. Obwohl er bei der Erweiterung des Kötzschner Friedhofes um 1956 und bei der Verlegung von Rohrleitungstrassen diesem Bereich große Aufmerksamkeit widmete, konnte er keine weiteren Fundstellen entdecken.

Erst 1999 konnte man südlich von Kötzschen wieder einen bedeutenden archäologischen Fund machen. Bei bauvorbreitenden Maßnahmen zur Verlegung einer unterirdischen Gasleitung wurden in der Kötzschner Flur erneut Spuren  von Menschen aus der Bronzezeit vor 3200 Jahren entdeckt. Interessant ist,  dass sich die Fundstelle nur wenige hundert Meter von den Fundstellen aus den Jahren 1880 und 1889 befindet. Nach dem Abtragen des Mutterbodens wurden der Umriss eines Kreisgrabens von fast 20 m Durchmesser und 65 cm Tiefe sichtbar. Im Nordosten war  der Ring 3 m breit als Eingang zur Anlage unterbrochen. In der Mitte befand sich eine 1 m dicke Steinpackung. Darauf  lagen Scherben und Tierknochen. Unmittelbar neben dem Eingang wurde ein gut erhaltenes Skelett eines erwachsenen Mannes freigelegt. Der Tote war mit angewinkelten Armen und Beinen in Seitenlage, den Kopf nach Nordost, bestattet worden. Auf der südöstlichen Seite wurden 4 Beile und 5 Kopfsicheln aus Bronze gefunden. Es ist anzunehmen, dass diese Ringgrabenanlage wahrscheinlich eine heilige Kultstätte war. Die Menschen kamen hierher, um Andacht zu halten und brachten Speise und Trankopfer dar. Die gefundenen Beile und Sicheln befanden sich in Tongefäßen, die natürlich nur noch Scherben waren. Es waren typische Opferbronzen der Religion in dieser Zeit und dieser Region. Das Alter des Skelettes konnte recht genau mit 1200 Jahren v. Chr. bestimmt werden. Handelte es sich um den „Heiligen Priester“, der über seinen Tod hinaus den heiligen Bezirk bewacht? Wir wissen es noch nicht! Die Archäologen im Landesmuseum in Halle werden sich noch einige Zeit damit beschäftigen.

Literatur: Ausstellungskatalog zur Landesausstellung 2005 “Der geschmiedete Himmel“
                 „Ein jungbronzezeitlicher Friedhof von Kötzschen “ von Walter Saal , Merseburg

Abbildung : Ausgestellte Fundstücke von Kötzschen im Museum Merseburg

Die weitere Vorgeschichte des Dorfes Kötzschen

Zur Vorgeschichte im Geiseltal ist bekannt, dass sich um 350 v.Chr. die Kelten hier sesshaft gemacht hatten. Zur Zeitenwende wurden sie von germanischen Volksstämmen, den Hermunduren auch Altthüringer genannt, verdrängt. Im 3. und 4. Jahrhundert kamen vom Norden die Angeln und Warnen zugezogen. So entstand das damals mächtige Thüringer Reich zu beiden Seiten des Unstruttales. Im Jahre 531 vertrieben die Franken mit Hilfe der Sachsen die Thüringer aus unserer Gegend. Aber im Jahr 568 verließen die Sachsen unsere Gegend und zogen mit den Langobarden  nach Italien.

In unsere verlassene Gegend rückten nun die Hohsis (Hessen) ein. Um das Jahr 575 kehrte jedoch ein Teil der Sachsen aus Italien zurück und wurde nach schweren Kämpfen hier wieder sesshaft. Um die Mitte des 8. Jahrhundert war unser Land unter Fränkischer Herrschaft. Aber um 800 drangen von Osten die Slawen, auch Wenden genannt, über die Saale bis in das Geiseltal. Sie bemächtigten sich der hessischen Ansiedlungen und gründeten auch viele neue Orte. Dazu gehören Kötzschen (Cozini), Beuna (Bunuva), Blösien (Blezina), Geusa (Husumca), Reipisch (Ribzig), Kayna (Choyne) und andere.

Dem Frankenherrscher Karl der Große gelang es, die Wenden wieder zurück über die Saale zu werfen. Diejenigen Wenden, die sich freiwillig unterwarfen, durften diesseits der Saale wohnen bleiben. Um sich vor weiteren Angriffen der Wenden zu schützen, richteten die Franken u.a. die Burgwartsbezirke Merseburg und Mücheln ein. Zum Burgwartsbezirk Merseburg gehörten die Dörfer Kötzschen, Atzendorf, Zscherben, Geusa, Ober- und Niederbeuna.

Ab dem Jahr 906 fallen die Ungarn auch in unsere Gegend raubend ein.

Der Sachsenkönig Heinrich I. besiegte in der Schlacht bei Riade im Jahr 933 die Ungarn, möglicherweise eine Flur in der Nähe von Merseburg.

Mit den Wenden war der letzte Volksstamm in das Gebiet des Geiseltales gekommen. Etwa seit dem 10. Jahrhundert sind die Bewohner unserer Gegend sesshaft geblieben.

Literatur : auszugsweise aus der Ortschronik Beuna